Über die Arbeit im Deutschen Pavillon EXPO 2025 – ein Interview mit Lea Zwafink
Im Mai hatte ich die Gelegenheit, die Expo 2025 in Osaka zu besuchen – ein beeindruckendes Erlebnis, das mir faszinierende Einblicke in Kulturen und Innovationen aus aller Welt bot. Besonders neugierig war ich darauf, wie die Mitarbeitenden – insbesondere im Deutschen Pavillon – ihren internationalen Arbeitsalltag erleben. Welche Erfahrungen machen sie? Mit welchen Herausforderungen sind sie konfrontiert?
Zu diesen Themen konnte ich meine langjährige Freundin Lea Zwafink interviewen. Wir kennen uns seit der Schulzeit und studieren gemeinsam Japanologie in Tübingen. Nun arbeitet sie sechs Monate lang als Staff im Deutschen Pavillon und erzählt uns im folgenden Interview von ihrem Arbeitsalltag, dem Bewerbungsprozess, ihren Eindrücken sowie von persönlichen Highlights auf der Expo.
Vielen Dank, Lea – es war mir eine große Freude! 🙂

Was hat Dein Interesse an der Expo 2025 geweckt und wie hast du davon erfahren?

Mich hat vor allem der interkulturelle Austausch zwischen Japan und Deutschland gereizt – insbesondere die Gelegenheit, Japanisch zu sprechen, die Kultur näher kennenzulernen und in Japan leben zu können. Auch das Zukunftsthema der Expo fand ich spannend; zum Beispiel die Frage, wie wir gemeinsam die Zukunft gestalten können und welchen Beitrag Deutschland dazu leisten kann.
Von der Ausschreibung habe ich über eine Bekannte und durch Informationen aus der Japanologie in Tübingen erfahren.

Anschließend hast Du Dich beworben; Wie lief der Bewerbungsprozess ab und welche Qualifikationen musstest du mitbringen?

Nach der schriftlichen Bewerbung wurde ich Anfang 2024 zu einem Gespräch nach Köln eingeladen. Dort wurden meine Japanischkenntnisse geprüft und Wissen über frühere Expos abgefragt. Ich hatte mich intensiv vorbereitet – zum Beispiel auf keigo (Höflichkeitssprache). Im Endeffekt war die Atmosphäre aber offen und entspannt – und eine schöne Gelegenheit, potenzielle künftige Kollegen kennenzulernen.

Daraufhin wurdest du angenommen – herzlichen Glückwunsch! Ab wann ging es für Dich nach Japan und wie wurdest Du auf die Arbeit vorbereitet?

Der Deutsche Pavillon hat uns bei allen Vorbereitungen unterstützt, wie etwa bei der Unterkunft. Ende März bin ich angekommen und habe die Einstiegswoche und zwei Probetage mit den anderen Teilnehmenden durchlaufen. Wir lernten die Architektur aus nachhaltigen Materialien wie Pilzmyzel und Hanfbeton, das Motto „Wa! Germany“, und die interaktiven Ausstellungsräume kennen. Außerdem wurden wir im Umgang mit Gästen geschult.

Was sind Deine Aufgaben im Pavillon und wie erlebst Du den Arbeitsalltag?

Die Arbeit als Guide besteht vor allem in der Gästebetreuung – Fragen beantworten, Besucher begleiten, für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Die Arbeit ist abwechslungsreich, da es ständig neue Situationen mit Gästen, unterschiedliche Touren und ein wechselndes Bühnenprogramm gibt. Besonders schön ist der internationale Austausch. Ein Highlight ist es immer, die Begeisterung der Kinder über unser Maskottchen Circular zu erleben.

Das fand ich auch sehr berührend! Durch die interaktiven Bildschirme und den süßen Audioguide wird auch bei Kindern spielerisch Interesse an Deutschland geweckt. Kannst Du ein besonderes Erlebnis mit einem Gast mit uns teilen?

Einige Kinder schenken uns selbstgebastelte Myaku-Myaku-Origamifiguren. Ein Vater bat mich, „Dankeschön“ auf das T-Shirt seines Sohnes zu schreiben – solche kleinen Gesten bleiben besonders im Gedächtnis.

Im Umgang mit Gästen gibt es sicher auch anspruchsvolle Situationen. Welche Herausforderungen erlebst Du?

Da der Pavillon sehr interaktiv gestaltet ist, gab es gerade bei der Technik in der Ausstellung anfangs Erklärungsbedarf. Auch kulturelle Unterschiede erfordern ein interkulturelles Verständnis und offenes Zugehen auf Besucher. Besonders anspruchsvoll sind spezifische Fachfragen, bei denen mir manchmal japanische Fachbegriffe fehlen – aber ich sehe das als gute Challenge, mein Japanisch zu verbessern.

Du sprichst Deutsch, Englisch, Japanisch und etwas Französisch – Wie oft nutzt Du welche Sprache?

Überraschenderweise spreche ich im Alltag wenig Deutsch. Hauptsächlich wird Englisch und Japanisch gesprochen, aber noch wichtiger ist ein schnelles Umschalten zwischen den Sprachen, was herausfordernd sein kann. Aber die Teamdynamik ist toll, wir unterstützen uns gegenseitig. Insgesamt werden im Team des Deutschen Pavillons über 15 Sprachen gesprochen!

Auch auf dem Expo-Gelände herrscht ein internationales Klima. Wie erlebst du die Atmosphäre vor Ort?

Vor oder nach der Schicht habe ich manchmal Gelegenheit, andere Pavillons zu besuchen. Besonders spannend finde ich die Architektur und Kulturveranstaltungen, wie Tänze, Musik und Gerichte – es gibt viel zu sehen! Auch die Größe der Pavillons und des gesamten Geländes ist beeindruckend – es wirkt wie eine eigene kleine Welt.

Im Vergleich zu einem Besucher – wie unterscheidet sich Deine Erfahrung der Expo als Mitarbeiterin?

Als Staff bekomme ich mit, was hinter den Kulissen passiert –– etwa wie andere Teams und die Security organisiert sind und zusammenarbeiten. Besucher nehmen hauptsächlich die Eindrücke der Ausstellung auf, aber wir erleben, wie viel Koordination nötig ist, damit bei so vielen Menschen alles reibungslos funktioniert.
Außerdem ist der Pin-Trade eine spaßige Tradition zwischen den Pavillon-Teams – wir tauschen unsere Länder-Pins aus und sammeln die vielfältigen Designs.


Hat sich Deine Sicht auf Japan durch die Arbeit auf der Expo verändert?

Die Arbeit auf der Expo hat mich noch einmal darin bestätigt, wie gut Japan im Strukturieren ist. Besonders das Reservierungssystem, das Japan eingeführt hat, verleiht der Expo einen klar japanischen Touch.

Welche Eigenschaften sind für die Arbeit auf der Expo besonders wichtig?

Flexibilität, Selbstbewusstsein und eine offene, proaktive Haltung sind im Alltag absolut wichtig – besonders im Umgang mit der Schichtarbeit, wechselnden Aufgaben und verschiedenen Sprachen.

Was nimmst Du aus dieser Zeit mit – und wem würdest Du die Arbeit empfehlen?

Die Expo ist ideal zur beruflichen Orientierung, gerade wenn man noch unentschlossen ist, wohin es gehen soll. Man sammelt viele Eindrücke, arbeitet in einem internationalen Arbeitsumfeld und lernt viel über sich selbst. Für mich wurde klar: Ich brauche Teamarbeit und persönliche Interaktion – keine reine Büroarbeit. Natürlich nehme ich auch Fortschritte in meinem Japanisch mit.

Hast du eine letzte Botschaft an unsere Leser*innen?


Kommt unbedingt vorbei! Unser Team ist sehr am kulturellen Austausch interessiert – und alle sind herzlich willkommen. Besonders lohnt sich ein Besuch, um unser süßes Maskottchen circular kennenzulernen!
Ich freue mich auf euch!