40 Jahre Japanisch-Deutsches Zentrum Berlin (JDZB) – Gestern, heute, morgen
von Julia Münch, Generalsekretärin
Im Jahr 1985 wurde das Japanisch-Deutsche Zentrum Berlin (JDZB) als gemeinsame Stiftung der Regierungen Japans und Deutschlands gegründet – mit dem Ziel, den japanisch-deutschen Austausch vor allem auch auf der intellektuellen, kulturellen Ebene zu fördern und zu vertiefen, um damit einen Beitrag für die internationale Gemeinschaft zu leisten und die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen noch zu vertiefen. Vier Jahrzehnte später ist das JDZB in Zeiten weltpolitischer Umbrüche als Brücke zwischen Japan und den liberalen Demokratien Europas wichtiger denn je.
Die Anfänge des JDZB reichen in die Zeit des Kalten Krieges zurück, als Japan und Deutschland – beides wiedererstarkte, demokratische Industrienationen – ihre Partnerschaft auf eine breitere Grundlage stellen wollten. Bei einem Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der Gruppe der Sieben 1983 in Williamsburg, Virginia, versicherten sich die USA, Japan und Europa ihrer „trilateralen Solidarität“ und beschlossen eine weitere Intensivierung ihrer internationalen Zusammenarbeit. Da die transatlantischen und die transpazifischen Beziehungen vergleichsweise wesentlich enger waren, kam der Festigung der Beziehung zwischen Europa und Japan in diesem Dreieck eine besondere Bedeutung zu.
Grundlegend für die Gründung des Japanisch-Deutschen Zentrums Berlin war eine Vereinbarung zwischen dem damaligen japanischen Ministerpräsidenten Yasuhiro Nakasone und Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl, die sich beim Gipfeltreffen in Williamsburg zum ersten Mal begegnet waren, sich angefreundet hatten und sich dann sehr rasch im November desselben Jahres bei einem offiziellen Besuch des Bundeskanzlers in Japan während seiner ersten Asienreise über die Gründung einer unabhängigen Stiftung als Maßnahme im Rahmen des Deutsch-Japanischen Kulturabkommens von 1957 verständigten.
Als Sitz stand das ehemalige japanische Botschaftsgebäude in West-Berlin zur Verfügung, das seit Anfang der 1940er Jahre als Kriegsruine brachlag und für das neue Zentrum aufwendig renoviert wurde. Berlin war damals nicht die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland, aber ein strategisch bedeutendes kulturelles und wissenschaftliches Zentrum in der Mitte Europas und daher als Ort für ein Japanisch-Deutsches Zentrum als „Brücke“ zwischen Ost und West hervorragend geeignet. Und so stiftete die japanische Seite das Gebäude und übernahm die Kosten für den Wiederaufbau. In die Verpflichtung der Bundesregierung, ihrerseits das Stiftungskapital beizubringen, trat das Land Berlin ein und stellte das Gründungskapital zur Verfügung, aus dessen Zinsen die laufenden Kosten des Zentrums getragen werden sollten. Bis heute wird der Grundhaushalt des JDZB paritätisch je zur Hälfte von der japanischen und der deutschen Seite zur Verfügung gestellt, die sich in jährlichen Regierungskonsultationen über die Höhe ihrer Zuwendungen abstimmen.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands zog das Zentrum 1998 in sein heutiges Gebäude in Berlin-Dahlem um, den ehemaligen Unteroffiziersclub der amerikanischen Streitkräfte – mit großzügigen Räumlichkeiten und einem wunderschönen Baumbestand mit hohen Kiefern aus dem Grunewald.
Heute beschäftigt sich das JDZB mit vielen verschiedenen Zukunftsthemen von gemeinsamem Interesse, z.B. unserer globalen Verantwortung, wirtschaftlicher Sicherheit, Innovation und Nachhaltigkeit, der digitalen Transformation, den Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf alle Bereiche unseres Lebens sowie auch kulturellem Wandel und Wissenskultur.
Dank der Ausstattung mit moderner Konferenztechnologie konnte das JDZB seine Reichweite deutlich erweitern und Austausch auch über große Entfernungen hinweg ermöglichen. Mit Symposien, Workshops – in Präsenz, online oder hybrid – , Netzwerkveranstaltungen und Ausstellungen, Austauschprogrammen wie dem German-Japanese Young Leaders Forum und Sprachkursen bietet es viel Raum für internationale Begegnungen. Es fungiert außerdem auf deutscher Seite als Sekretariat für das Deutsch-Japanische Forum, das seit 1993 mit einer gemeinsamen Erklärung direkt an die Regierungschefs beider Länder berichtet, und dient seit 2024 als offizielle Prüfstelle für den Japanese-Language Proficiency Test (JLPT). Eine Bibliothek dient mit ihrem Lehrbuch- und Sprach-Tandem-Angebot als Info Lounge.
Im Rahmen seiner strategischen Neuausrichtung hat das JDZB als Plattform sein Haus mit seinen Möglichkeiten ganz bewusst auch für Dritte geöffnet: Neben eigenen Projekten arbeitet das JDZB eng mit zahlreichen Partnern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zusammen, denen es seine Infrastruktur zur Verfügung stellt, z.B. steht es dem Verband Deutsch-Japanischer Gesellschaften als Geschäftsstelle zur Verfügung. Einen besonderen Stellenwert hat außerdem die Zusammenarbeit mit der Japan Foundation, die den Stellvertretenden Generalsekretär des JDZB entsendet und der das Zentrum JDZB seit 2007 als Liaison Office dient. Diese Zusammenarbeit schafft Synergien, stärkt das Netzwerk deutsch-japanischer Beziehungen und öffnet neue Perspektiven für gemeinsame Initiativen.
Auch vierzig Jahre nach seiner Gründung bleibt das JDZB damit seinem Auftrag treu: als Ort des respektvollen Austauschs, des gemeinsamen Lernens und des freundschaftlichen Dialogs zwischen Japan und Deutschland – gestern, heute und morgen.